Crossdress, was ist das (für mich)?
Der Gedanke kam mir, als ich durch das Netz streifte, um einfach mal zu sehen, über was da draußen geschrieben wird. Crossdress. Ein Thema, dass mich begleitet, seit dem ich 13 bin.
Damals hat sich etwas in mir und in meinem Leben verändert. Da man selten die Möglichkeit hat, mit seinem Umfeld über soetwas zu reden, hat mich das Internet erleuchtet. Damals hies es schlicht: du trägst Frauenkleider, du bist Crossdresser – und das war für mich in Ordnung.
Heute, viele Jahre später, bin ich wieder im Internet unterwegs. Ich suche nach Crossdresser-Blogs und stelle fest: viele sind voll von Bildern und zwar nur von Bildern. Ich sehe keine Tiefe in den Beiträgen und frage mich: was bedeutet Cross-Dressing, was bedeutet es für mich, was bedeutet es für andere?
Dabei ist mir schon früh aufgefallen, dass der Begriff Cross-Dressing, sehr weit ist.
Der Begriff Cross-Dressing bezeichnet, unabhängig vom jeweiligen Beweggrund, das Tragen der spezifischen Bekleidung des anderen Geschlechts.
Quelle: Cross-Dressing – Wikipedia
Darf Cross-Dressing also überhaupt eine Tiefe haben? Ist es nur eine Kategorie, in der Menschen zusammen gefasst werden, die die Gemeinsamkeit haben, dass die die Kleidung des anderen Geschlechts tragen?
Für mich ist es das nicht. Ich bin gerne Crossdresser, bin aber auch in einer sehr festen, sehr glücklichen heterosexuellen Beziehung – und habe dennoch häufig das Bedürftnis mich als Frau auszuleben. Das äußert sich in vielen Kleinigkeiten, wie dem Nagellack oder dem Schnitt der Hosen – oder der Tatsache, dass ich häufig auch Damenjeans auf der Arbeit trage, solange diese nicht zu auffällig sind. Ist das schon DWT – oder eben schon nicht mehr? Bin ich ein Transvestit, weil ich versuche diesen Teil meines Selbst zu leben, ohne eine Dragqueen sein zu wollen oder tendiere ich doch eher zu transvestitischen Fetischismus, weil ich gelegentlich auch diesen Teil der Weiblichkeit anregend finde?
Einzelne als Fetisch übliche weibliche Kleidungsstücke wie Nylonstrümpfe, Strumpfhosen oder High-Heels spielen eine bedeutende Rolle bei dem von ihnen ausgeübten Cross-Dressing der betreffenden Männer.
Ich schreibe das hier und merke, dass es mich immer mehr verwirrt. Es gibt unendlich viele Schubladen, Kategorien, Subkulturen und Verständnisse in diesem Bereich. Sicherlich haben alle diese Begriffe ihre Daseinsberechtigung, aber für mich kommt es immer auf das gleiche hinaus:
Cross-Dressing ist scheinbar nur eine Beschreibung, die leer im Raum steht. Gefüllt an Bildern und erotischem Material, aber leer an Bedeutung. Nach der modifizierten Harry Benjamin Skala, wäre ich vermutlich Transvetit Typ 3 (wieder eine Kategorie?) und dennoch verbinde ich eine sentimentale Verbindung zu dem Begriff Cross-Dressing. Ich möchte ihn mit leben füllen, mit Gedanken und mit Tiefe, die über Anerkennung von schönen Bildern und dem Mut diese zu veröffentlichen hinaus gehen.
Ich bin keine Frau, ich werde auch keine werden – aber ich kann phasenweise als Frau leben und tue das auch im Rahmen meiner Möglichkeiten, denn ich liebe auch mein biologisches Geschlecht und mein tägliches Leben.
Lasst uns daher gemeinsam dieses Begriff „Cross-Dressing“ mit Leben füllen. Mit Gedanken und Ideen, mit Gefühlen und mit Eingeständnissen, die sich nicht hinter Bildern verstecken brauchen.
Comments